Versetzen Sie sich einmal in die folgende Situation: Sie wachen nachts auf, weil auf der Straße vor Ihrer Wohnung mehrere Streifenwagen ankommen. Im Treppenhaus sind Schritte und Stimmen zu hören und durch den Spion sehen Sie, wie Ihr Nachbar, der selbst bei der Polizei arbeitet, von Kollegen abgeführt wird. Die vielen Nachbarschaftsgerüchte der nächsten Tage bestätigen sich recht schnell durch Medienberichte: Ihr unscheinbarer, aber stets freundlicher Nachbar hat seit vielen Jahren Menschen getötet, zerstückelt und in einem nahegelegenen See versenkt. Es ist die Rede von rund 120 Menschen, die ihm zum Opfer gefallen sind. Was wären nach dieser Nachricht Ihre Gedanken und Gefühle gegenüber dem Nachbar? Hoffen Sie für ihn, dass er einer Strafe entkommt? Möchten Sie ihn gerne wieder in Ihrem Wohnhaus begrüßen? Wie würde Ihr moralisches Urteil ausfallen?
Und nun denken Sie an die Serienfigur Dexter: Blutspurenanalyst aus Miami, der in insgesamt acht Staffeln unzählige Menschen tötet, in Mülltüten verpackt und ins Meer wirft. Wie beurteilen Sie ihn? Was waren Ihre Gedanken und Hoffnungen, als Sie ihm bei seinen Taten zugesehen haben? Dieselben wie beim hypothetischen Nachbarn? Wahrscheinlich nicht. Vor dem einen hätte ich persönlich im Nachhinein sicherlich Angst, würde Unverständnis empfinden und mir wünschen, dass er nie mehr auf freien Fuß kommt. Dexter dagegen finde ich super: mein absoluter Lieblingsseriencharakter. Unglaublich humorvoll, sowohl absichtlich als auch unabsichtlich, und irgendwie liebenswert. Zwar tötet er und man weiß auch, dass das nicht aufhören wird, trotzdem hofft man von Anfang bis Ende, dass er nicht erwischt wird.
Wie funktioniert es, dass wir im echten Leben bestimmte Verhaltensweisen anderer vermeiden, verabscheuen und fürchten, in Serien hingegen sind solche Charaktere unsere Lieblinge? Wir verurteilen sie nicht für ihr unmenschliches Verhalten, sondern unterstützen sie darin und hoffen auf einen guten Ausgang für die Figur. Wieso stellen wir an Realität und Fiktion unterschiedliche moralische Anforderungen, die sich vor allem auch in den Konsequenzen, die wir daraus ziehen, so stark unterscheiden?

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Was ist überhaupt Moral?
Fangen wir einmal ganz grundlegend an. Dass etwas unmoralisch sei, ist schnell dahingesagt. Aber was genau bedeutet dieser Begriff, den wir erstaunlich häufig verwenden? Bei Definitionen von solch grundlegenden Fragen der Menschheit kann man bekanntermaßen sehr weit in die Vergangenheit zurückgehen. So beschrieb beispielsweise Aristoteles zwei Arten von Moral: eine emotionale, die jedem Menschen angeboren sei, sowie eine kognitive Moral, welche durch Sozialisation und Bildung geformt würde.1 Und auch wenn diese Überlegungen schon über zwei Jahrtausende alt sind, wird auch heute noch kontrovers darüber diskutiert.2 Zwei andere bekannte Stellvertreter, die in dieser Sache unterschiedliche Meinungen vertraten, waren Kant und Hume. Während Kant überzeugt war, dass der Moral eine rationale Basis zugrunde liege (und auch liegen solle, weil Emotionen dabei nur störten), meinte Hume, dass ohne Emotion überhaupt keine Moral existieren könne und diese deshalb den entscheidenden Kern bilde.3 4
Auch wenn die Frage des Ursprungs von Moralverständnis noch heute nicht ganz geklärt ist – und wahrscheinlich auch ungeklärt bleiben wird – kann man zusammenfassend sagen, dass Moral übergeordnete gesellschaftliche Regeln beschreibt, die Verhalten, Werte und Rollen betreffen, und für alle Gesellschaftsmitglieder gleichermaßen gelten. Die einzelnen Bestandteile werden dabei als Normen bezeichnen, die sich im Laufe der Zeit in sozialen Strukturen verfestigen. Diese Normen werden dabei so sehr internalisiert, dass unsere Reaktionen auf unmoralisches Verhalten beinahe schon intuitiv, also wie eine Emotion, erscheinen. Dadurch erlaubt uns die Moral letztlich, zwischen gut und böse zu unterscheiden, Gedanken und Taten mithilfe dieser Valenz zu bewerten und auch zu bestrafen.5 Wir verfügen also alle über das Wissen, was moralisch richtig und falsch ist. Aber wieso machen wir bei Seriencharakteren scheinbar Ausnahmen?
Wie gehören Moral und Unterhaltung zusammen?
Dieser Frage sollten wir uns zu Beginn widmen, um das Folgende besser nachvollziehen zu können. Eine sehr bekannte und auch häufig bestätigte Theorie zum Unterhaltungserleben bei Filmen und Serien ist die Affective Disposition Theory (ADT) von Dolf Zillmann.6 Darin postuliert dieser, dass Spannungs- und letztlich auch Unterhaltungserleben daher rühren, dass man auf ein gutes Ende für die sympathischen Charaktere – in der Regel die Protagonisten – und auf ein schlechtes Ende für die bösen Antagonisten hofft. Wer gut und böse ist, entscheidet der Zuschauer laut Zillmann relativ schnell auf Basis moralischer Urteile. Unterhaltung und Moralität sind in der ADT also untrennbar miteinander verbunden.
Laut der ADT wird es jedoch gerade dann schwierig, wenn wir es mit moralisch ambivalenten Charakteren (MAC = morally ambiguous characters) zu tun haben. Aus rein moralischer Sicht bieten diese offensichtlich nicht gerade das Potenzial, zu unseren Lieblingen zu werden. Einerseits finden wir sie gut, unterhaltsam oder sympathisch; andererseits begehen sie Taten, die wir als unmoralisch beurteilen. Dürfen wir nun auf ein gutes Ende für sie hoffen oder widerspricht das unserer moralischen Intuition?
In einer Studie zur Serie 24 konnte nachgewiesen werden, dass Nicht-Fans ein größeres Unterhaltungserleben hatten, je attraktiver der Protagonist in ihren Augen war und je moralischer er handelte – also Ergebnisse ganz im Sinne der ursprünglichen ADT-Annahmen. Allerdings zeigte sich gleichzeitig, dass Fans der Serie mehr Unterhaltung empfanden, wenn sie den Hauptdarsteller als unattraktiv und sein Handeln als unmoralisch einstuften.7 Es muss zusätzlich zu Zillmanns Prämissen also noch weitere Aspekte geben, die das Unterhaltungserleben determinieren und uns damit ermöglichen, auch unmoralische Inhalte als unterhaltsam und nicht allzu sittsame Personen als sympathisch wahrzunehmen.
Wie kommt es dazu, dass wir Sympathien zu unmoralischen Charakteren entwickeln?
Einerseits fällt uns die Identifikation mit unperfekten Figuren viel leichter, weil sie im Gegensatz zu tugendhaften Helden viel näher an unserer eigenen Realität sind.8 Genau wie wir haben sie Fehler – in der Tat sind die mal mehr und mal weniger gravierend – aber gleichzeitig auch Charakterzüge, die bewundernswert sind. Deshalb zeigen Studien, dass das Unterhaltungserleben bei ambivalenten Charakteren eher durch die Identifikation mit diesen bestimmt wird und nicht vorrangig durch ein positives moralisches Urteil.9 Je mehr Ähnlichkeiten wir zwischen uns und Medienfiguren sehen, desto mehr wollen wir auch, dass diese uns sympathisch sind.
Sicherlich spielt es auch eine Rolle, dass wir durch unzählige Erzählungen, Bücher, Filme und Serien von klein auf gelernt haben, den Protagonisten zu mögen. Haben wir deshalb vielleicht sogar das Bedürfnis, alles zu tun, damit dem so ist?10 Stellen wir aus dem Grund in der Bewertung von MACs unsere eigentlichen Ansprüche an korrektes Denken und Handeln hinten an?
Moral Disengagement (deutsch: moralische Loslösung) ist das entscheidende Stichwort. Dieses Phänomen kann sowohl in der Realität als auch in der fiktiven Welt vorkommen. Es handelt sich dabei um defensive, kognitive Strategien, die es uns ermöglichen, moralische Ansichten zu deaktivieren und stattdessen fragwürdig zu agieren oder solches Verhalten zu beobachten, ohne uns dabei schuldig zu fühlen.11 Einmal angenommen Sie sind in einer großen Restaurantkette essen. Auf der Rechnung fehlt am Ende ein Gericht, Sie weisen den Kellner aber nicht darauf hin und gehen einfach – obwohl Sie das sonst nicht tun, weil es Ihren Moralvorstellungen widerspricht. Bandura hat mehrere Gedankengänge erarbeitet, die das ungewöhnliche Verhalten an dieser Stelle erklären können: „Das macht doch jeder mal!“ „Die paar Euro sind wirklich keine große Sache!“ „Das ist doch nichts im Gegensatz dazu, was sich andere leisten!“ „Solche riesigen Ketten verdienen sowieso genug, das wird ihnen nicht schaden!“ „Bei den übertriebenen Preisen hat es das Restaurant gar nicht anders verdient!“12 Sie sehen, der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt, wenn wir versuchen, abweichendes Verhalten vor unseren moralischen Standards zu rechtfertigen.
Im Rahmen der Medienrezeption nutzen wir diese Loslösung, um positive Haltungen gegenüber Figuren beibehalten zu können und somit das Unterhaltungserleben sicherzustellen. Das erklärt, wie wir Handlungen von Mördern, Drogendealern oder Betrügern akzeptieren oder zumindest tolerieren können. Eine Studie von Tsay und Krakowiak konnte zum Beispiel zeigen, dass Probanden unmoralisches Verhalten des Protagonisten in einer fiktiven Geschichte eher akzeptieren, wenn sie eine Ähnlichkeit zwischen dem Protagonisten und sich selbst wahrnehmen, wodurch auch eine stärkere Identifikation stattfindet.13

Eine gute Nachricht zwischendurch: die Loslösung von moralischen Vorstellungen bei der Medienrezeption ist zwar ein recht gängiger Prozess, aber mehrere Studien aus der Computerspielforschung zeigen, dass für die meisten Menschen auch in einem Schutzraum wie dem der Medialität noch Grenzen bestehen bleiben, die man dann doch lieber nicht überschreitet. So wird in Videospielen seltener auf Frauen, Kinder und Unschuldige geschossen.14 15 Und auch vor virtuellen Vergewaltigungen schreckt der Großteil an Videospielern zurück.16
Es ist natürlich auch im Sinne der Produzenten von MAC-Serien, dass wir uns moralisch von der Handlung distanzieren, sonst würden wir die Serien womöglich nach einigen Minuten oder Folgen abbrechen. Deshalb werden in die Handlungen immer wieder Hinweise oder Reize eingebaut, die es uns erleichtern, das Verhalten als nachvollziehbar oder akzeptabel anzusehen: die schwierige Kindheit, die tödliche Krankheit, traumatisierende Erlebnisse, ergreifende Dialoge oder, ganz simpel, Humor.17 Überlegen Sie einmal, bestimmt haben Sie auch für Ihren Lieblingsbösewicht eine Ausrede, warum er so ist, wie er oder sie ist und warum man darüber auch mal hinwegsehen kann.
Eine ganz andere Herangehensweise an die Frage, wieso wir unsere Moralität im Medienumfeld so komplett anders auslegen als in der Realität, stellt die Bedürfnisse der Rezipienten ins Zentrum. Feststeht, dass wir die Serie schauen, weil wir unterhalten werden wollen. Ohne Serie also keine Unterhaltung. Und ohne Protagonist, keine Serie. Die Gleichung ist ganz einfach und scheint nachvollziehbar: wäre Dexter nach der ersten Staffel geschnappt worden, wäre es das gewesen mit der Unterhaltung. Deshalb wollen wir, dass er solange wie möglich auf freiem Fuß bleibt, sodass wir wiederum solange wie möglich Spannung und die daraus resultierende Unterhaltung erleben können. Da kann die Moral schon einmal zweitrangig werden.18
Wieso schauen wir diesen unmoralischen Charakteren immer wieder so gerne zu?
Eine Erklärung könnte auch sein, dass wir die Geschichten von unmoralischen Protagonisten gerne verfolgen, da wir uns so von diesen abgrenzen können. Zuschauer der Serie Mad Men könnten leicht denken: „Also im Gegensatz zu Don Draper19 und seiner Frau führen wir wirklich eine Bilderbuchehe.“ Abwärtsvergleiche, d.h. sich gegenüber anderen überlegen oder besser zu fühlen, könnten schon der ganze Zauber sein. Wir schauen die Serien also nur so gerne, um uns selbst besser oder auch nur weniger schlecht oder schuldig als die Protagonisten zu fühlen. In einer umfangreichen Studie zu sozialen Vergleichen im Rahmen der Fernsehnutzung, gaben immerhin über ein Drittel der Befragten an, beim Schauen von Serien Abwärtsvergleiche vorzunehmen. Zwar bieten andere TV-Formate, beispielsweise Reality-Shows, im Gegensatz dazu sehr viel mehr Potenzial, sich selbst auf Kosten von Medienfiguren aufzuwerten, das hängt jedoch auch mit der wahrgenommenen Realität zusammen: je realistischer das Dargestellte wirkt, desto stärker vergleicht man sich.20
Vergleiche mit fiktiven Rollen können aber auch einen Lerneffekt zur Folge haben, durch den wir unsere eigenen moralischen Standpunkte und letztlich unsere Identität testen, bilden, definieren oder auch stärken können. Indem bei der Rezeption die Perspektive der handelnden Personen eingenommen wird, werden stellvertretend persönliche Grenzen übertreten und der Zuschauer kann prüfen, wie er sich dabei fühlt, ohne aber Konsequenzen fürchten zu müssen. Diese Fähigkeit zur Perspektivenübernahme spielt beim Entstehen von moralischem Bewusstsein von Kindesbeinen an eine wichtige Rolle.21 22
Oder das Ganze befriedigt andere Bedürfnisse und wir geben uns durch die Serie die Möglichkeit, unserer Frustration freien Lauf zu lassen. All das (oder hoffentlich nur ein Teil dessen), was wir im Alltag gerne ausleben würden, aber wegen gesellschaftlicher Normen nicht dürfen, schauen wir uns bei anderen an. Man durchlebt bei der Rezeption also eine Art reinigenden Effekt: eine Katharsis. Die Katharsis-Hypothese, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der Wirkungsforschung vertreten ist, wird heutzutage häufig im Zusammenhang mit Computerspielen zitiert. Statt Aggressionen auszulösen oder zu verstärken, ist auch hier die Rede von einer Reinigung, indem negative Emotionen beim Spielen reduziert werden sollen.23
Diese Behauptung muss allerdings mit Vorsicht genossen werden. Die Vorstellung von einer solchen Wirkung mag zwar recht ansprechend sein, jedoch wurde die Katharsis-Hypothese in den letzten Jahrzehnten wiederholt und eindeutig widerlegt.24
Was haben wir also gelernt?
Es gibt viele unterschiedliche Ansätze, wieso wir im echten Leben moralisch sind und uns selbst und andere auch danach bewerten. In der Medienwelt hingegen ignorieren, akzeptieren oder suchen wir sogar nach Immoralität. Dass wir Dexter gerne beim Morden zusehen, kann je nach Zuschauer ganz verschiedene Gründe haben – letztlich wird er aber bei uns allen immer auf dem Bildschirm bleiben und nicht hinter der gegenüberliegenden Haustür wohnen. Die Medialität bietet den Raum, Identifikationen zu schaffen, Grenzen probeweise zu überschreiten, zu lernen, negative Gefühle auszugleichen, uns besser zu fühlen, uns zu unterhalten. Und wir wissen dabei auch, dass das gerade nicht die Wirklichkeit ist. Es ist also in Ordnung, wenn wir Dexter die Daumen drücken und bei Arya Starks25 blutiger Racheliste mitfiebern – wir wissen ja, dass alles nur gespielt ist und keinen Bezug zur Realität hat. Oder?

Bei der Lektüre der unterschiedlichen Forschung fragt man sich schnell, ob man sich da so ganz sicher sein kann. Wäre es vielleicht denkbar, dass sich das eigene moralische Urteilen zumindest ein wenig verändert, wenn man ständig mit unmoralischen Charakteren mitfiebert und mit diesen sogar sympathisiert? Wenn man jahrelang Serien schaut, in denen man den (objektiv gesehenen) Bösen gut findet, stumpft man in seiner persönlichen Moralität nicht vielleicht doch ab?
Eindeutige Studien zu diesen Langzeiteffekten gibt es noch nicht. Dies mag an der Schwierigkeit liegen, die Veränderung im moralischen Urteilen bei Probanden über längere Zeiträume zu analysieren. Gedankenexperimente wurden allerdings schon angestellt. Beispielsweise wurden Verbindungen der medialen Moralität und der kommunikationswissenschaftlichen Agenda-Setting-Theorie hergestellt: übernehmen wir moralische Annahmen aus den Medien, genauso wie wir Themen aus den Nachrichten in unseren Alltag integrieren?26 Oder passen wir unser Weltbild, wenn wir viele solcher Serien sehen, langsam der medial dargestellten Realität an, wie es – ganz grob – die Kultivierungsforschung besagt?27
Wenn es stimmt, dass unsere Moralvorstellungen nicht nur durch Emotionen begründen, sondern durch externe Einflüsse erlernen, scheinen solche Überlegungen nicht unwahrscheinlich. Aus demselben Grund sollten Kinder übrigens bei der Interpretation von Moralität in den Medien von Erwachsenen unterstützt werden, zum Beispiel durch Gespräche im Anschluss an die Rezeption. Da sie das Gesehene je nach Entwicklungsstand noch nicht richtig einschätzen können, könnte es sonst dazu kommen, dass sie unmoralisches Verhalten unreflektiert übernehmen.28
Letztlich muss die Frage nach der langfristigen Wirkung von unmoralischen Seriencharakteren an dieser Stelle unbeantwortet bleiben, weil empirische Befunde fehlen. Aber manchmal reicht es ja auch aus, uns selbst und unseren Medienkonsum zu hinterfragen und uns einmal kurz ins Gedächtnis zu rufen, was wir da eigentlich jeden Abend vorm Schlafengehen konsumieren.
Ach übrigens, falls Sie das noch nicht haben: Sie sollten sich unbedingt einmal Dexter anschauen!
Autorin: Tabea Heinz
Tabea studiert zurzeit im Master Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Universität Hohenheim.
Fußnoten
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- Hume, D. (1751/1998). An enquiry concerning the principles of morals. Oxford: Claredon Press.
- Bischof, Norbert (2012): Moral. Ihre Natur, ihre Dynamik und ihre Schatten. Köln: Böhlau Verlag.
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- Protagonistin der Serie Game of Thrones.
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- Bilandzic, H. (2011).
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Richtig toller Beitrag! Da habe ich viel Neues gelernt. Mir kamen noch zwei weitere Erklärungen/Gedanken:
Anstatt der Moral Disengagement Theory könnte man es auch mit kognitiver Dissonanzreduktion erklären: Ich habe einen Vorteil am Schauen der Serie (bspw. Unterhaltung), entsprechend löse ich dissonante Kognitionen (bspw. “ich schaue die Serie, obwohl ich die Handlungen moralisch verwerflich finde”) durch das Hinzunehmen weiterer, erklärender Kognitionen auf (“er hatte ja auch keine andere Wahl”).
Ebenso kam mir noch, dass der Unterschied zwischen moralischer Nachsicht in Serien und moralischer Strenge im echten Leben auch durch einen unterschiedlichen Informationsgehalt erklärt werden kann: Während ich nicht weiß, warum der Nachbar abgeführt wird und die Hintergründe nicht kenne, kann ich diese bei den Serien genau erfahren und miterleben. Während die Bild-Zeitung Fehlverhalten einseitig und kurz darstellt, erhalte ich bei Serien Einblick in die inneren Widersprüche, mögliche Erklärungen, etc. Läge das im echten Leben vor, würden wir wohl auch hier viel mehr zumindest verstehen können — wenn auch nicht unbedingt gutheißen.